TVO

Kein schöner Abend für Oberkirch

Der Südbadenligist steckt in einer schwierigen Situation, darf die Niederlage beim TuS Schutterwald aber nicht als Maßstab nehmen.

Die Mörburghalle in Schutterwald muss man jetzt nicht als Wohnzimmer von Daniel Kempf bezeichnen, aber er hat sich viele Jahre gerne darin aufgehalten. In der Jugend wurde dort sein Handball-Talent gefördert, später hat er in der ersten Mannschaft gespielt, es in der Folge in die Bundesliga geschafft. Kurzzeitig war er mal Trainer beim TuS Schutterwald, und wenn er in den letzten Jahren mit seinen Vereinen HC Hedos Elgersweier und TV Oberkirch als Coach zurückgekehrt ist, hat er den TuS meist lange geärgert. Am Samstag war es anders. Beim 18:41 war sein Team ohne Chance, und Kempf gab am Tag danach ehrlich zu: „Es war kein schöner Abend für mich.“

Gegner kein Maßstab
Mit 2:10 Punkten belegen die Renchtäler den vorletzten Rang in der Südbadenliga. Doch so viel steht fest: Gegner TuS Schutterwald, der auf dem schnellsten Weg zurück in die Oberliga will, darf und kann kein Maßstab für den TV Oberkirch sein. Deshalb will Kempf das Spiel auch gar nicht überbewerten. „Es war klar, dass so was mal passieren kann. Auch wenn es wehtut.“

Barberic und Ücker fehlen
Um die Situation richtig einordnen zu können, muss man berücksichtigen: Oberkirch hatte mit Schutterwald (2.), Sinzheim (3.), Ehingen (4.), Muggensturm/Kuppenheim (6.) und Kappelwindeck/Steinbach (7.) bisher relativ starke Gegner, geriet teilweise erst in der Schlussphase in Rückstand. Die zwei Punkte wurden bei Schlusslicht St. Georgen geholt. „Vergangene Saison haben wir viele Spiele knapp gewonnen, jetzt knapp verloren“, wirft Kempf ein. Und vergangene Saison waren auch noch Tomislav Barberic und Jan Ücker dabei. Barberic ist der Kopf der Mannschaft, aber mit Kreuzbandriss außer Gefecht. Der TVO-Coach rechnet erst im Februar mit einem Comeback, auch wenn der Spieler selbst bereits in den Startlöchern sitzt. „Ich habe ihm aber schon gesagt, dass wir darüber entscheiden, wie es bei ihm ausschaut. Nicht, wie es bei der Mannschaft ausschaut“, sagt Kempf, der selbst in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden ist.

Jan Ücker hat bereits wieder im Training mitgekickt – allerdings wurde er an der Schulter operiert. Und das dauert. Auch ihn hätte Kempf in Schutterwald gerne aufs Feld geschickt. „Er macht keine Fehler, beruhigt unser Spiel, ist ein guter Abwehrspieler und überhaupt ein guter Typ.“

Am Samstag war dazu noch Dominik Gross mit Knie- und Schulterproblemen angeschlagen, Samuel Siefermann kämpfte mit den Nachwirkungen eines Sturzes auf den Kopf eine Woche zuvor. Spielen musste der Rückraumakteur dennoch, weil ihn Oberkirch zurzeit schlicht und einfach nicht ersetzen kann.

Dass es personell eng werden könnte, war den Renchtälern durchaus klar. Doch Bemühungen auf dem Spielermarkt verliefen im Sand – eine Erfahrung, die viele Vereine machen mussten. Handballer sind im Vergleich zu Fußballern, die auch gerne halbjährlich ihr Trikot wechseln – eher treue Vereinsseelen. Und man kann es auch positiv sehen: Der TV Oberkirch hat fast ausschließlich eigene Spieler in seinen Reihen – das darf man für die Südbadenliga durchaus als Erfolg werten. „Und das muss auch der Weg für diesen Verein sein“, betont Kempf.

Junge entwickeln
Für den ehemals feinfühligen Techniker, an dem langjährige Weggefährten gerade auch die menschliche Seite schätzen, ist noch anderes wichtig. „Ich will, dass sich die Jungen weiterentwickeln.“ Bei Max Schmidt ist der Fortschritt in den vergangenen beiden Jahren eklatant sichtbar geworden, andere sollen folgen. Am Samstag in Schutterwald durften die Jungen ran. Es war vielleicht schmerzhaft – „aber wann sollen die Jungs spielen, wenn nicht jetzt? Es ist jetzt die Aufgabe, den Abstand zu den Stammspielern zu verringern“, sagt Kempf und schiebt gleich hinterher: „Ich bin positiv. Am Samstag spielen wir bei Tabellenführer Freiburg, danach kommen dann andere Gegner.“

Quelle: Mittelbadische Presse, Autorin: Michaela Quarti

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