Die Handball-Abteilung des TV Oberkirch hat am Samstagabend bei einer unterhaltsamen Veranstaltung ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Mit einer 1:42-Niederlage hatte alles angefangen.
Die Entscheidungsspiele um die Qualifikation für die neue Oberliga Baden-Württemberg hat der TV Oberkirch verpasst, Grund zum Feiern gab es trotzdem. Die Handball-Abteilung des Turnvereins besteht seit 50 Jahren. Am Samstag fanden sich zahlreiche Zeitgenossen dieses halben Jahrhunderts im Forum des Hans-Furler-Gymnasiums ein und verbrachten einen launigen Abend, angereichert von zahlreichen Anekdoten, die in einem so großen Kreis noch nie öffentlich erzählt wurden.
„Wir haben die Veranstaltung lange vorbereitet und sind sehr glücklich darüber, wie es gelaufen ist. Das Feedback von allen Seiten war positiv. Ich denke, allen Anwesenden hat es gefallen“, durfte TVO-Handball-Abteilungsleiter Oliver Fies, der zusammen mit seinen Amtskollegen Thomas Hirt und Tobias Börsig die federführende Organisation übernommen hatte, ein zufriedenes Fazit ziehen. Neben den zahlreichen Protagonisten der 50 Jahre Handball in Oberkirch durfte er auch Oberbürgermeister Gregor Bühler sowie Vertreter der Sponsoren unter den 170 geladenen Gästen begrüßen.
Lob für Führungscrew
„Ein halbes Jahrhundert voller Leidenschaft, Teamgeist und unvergesslicher Momente“, fasste Frank Meier als Vorsitzender des Gesamtvereins TV Oberkirch treffend zusammen und lobte dabei vor allem das Abteilungsleiter-Trio Fies, Hirt und Börsig: „Ihr habt in den vergangenen zwei Jahren mit großem Einsatz, frischen Ideen und viel Herzblut Herausragendes für den Verein geleistet, neue Energie in die Abteilung gebracht und in herausfordernden Zeiten Kontinuität und Zusammenhalt bewiesen“, so Maier, während Hirt einige beeindruckende Zahlen in die Runde streute, vor allem diese: „In den vergangenen 50 Jahren wurden für die Handballabteilung des TVO mehr als 100.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.“
Für den zweifellos unterhaltsamsten Beitrag des Abends sorgte TVO-Urgestein Wolfgang Roll. Der langjährige Spieler, Trainer, Co-Trainer, Spielausschussvorsitzende und heute noch aktive Schiedsrichter plauderte aus dem Nähkästchen und sorgte vor allem mit seinen Anekdoten aus den 70er-Jahren für Lacher. Der damalige Hauptamtsleiter Hermann Josef Müller war es demnach, der aufgrund des Baus einer neuen Großsporthalle (heute Oberdorfhalle) dem Torhüter des SV Oberkirch, Bernd Rendler, die Idee unterbreitete, eine Hallenhandball-Mannschaft ins Leben zu rufen. „Beide ahnten bei der Gründungsversammlung im Gasthaus Ochsen wohl nicht, dass der Handball in Oberkirch die rasanteste Entwicklung nehmen würde, die jemals ein neuer Verein in Südbaden erlebt hat“, so Roll, denn keine zehn Jahre später war der in der D-Klasse gestartete TVO bereits in der Oberliga angekommen.
Cognac vor dem Anpfiff
Danach sah es beim ersten Spiel im Spätsommer 1975 keineswegs aus, denn gegen den TuS Marlen setzte es eine 1:42-Niederlage. „Ich weiß nicht mal mehr, wer das goldene Ehrentor für uns geschossen hat“, lachte Roll und berichtete von „spätabendlichen Mannschaftssitzungen im Renchtalblick, die um Stunden länger dauerten, als die Trainingseinheiten davor“, oder vom einen oder anderen Cognac, der zur Bekämpfung etwaiger Nervosität vor dem Anpfiff geleert wurde. „Wohlgemerkt fanden die Spiele damals sonntags um 11 Uhr statt“, so Roll.
Einen bleibenden ersten Eindruck hatte seinen Erzählungen nach auch Manfred Voßler bekommen, bevor er 1977 das Traineramt übernahm. „Er hatte das Vergnügen, unter den sieben Spielern der Startformation ein über das Feld rollendes Lebendgewicht von 650 Kilogramm zu bewundern“, erinnert sich Roll. Voßlers Reaktion: „Ob ich da wohl in einem Mastbetrieb gelandet bin?“
Doch gemeinsam mit Vereinslegenden wie Harald Dreja, Wolfgang und Harald Kofler, Martin Serr, Martin Zink, Jürgen Heimburger, dem bereits verstorbenen Karl-Heinz Kögel und vielen anderen brachten Voßler und Roll den Handball beim TV Oberkirch auf Kurs. Mit Grauburgunder befüllte Trinkflaschen oder feucht-fröhliche Turnierausflüge in die französische Partnerstadt Draveil taten dieser Entwicklung keinen Abbruch.
Längst ist der TVO eine feste Größe im südbadischen Handball und geht unter dem langjährigen Trainer Daniel Kempf kommende Saison in der neuen Verbandsliga an den Start. Der Weg für die nächsten 50 Jahre erfolgreiche Vereinsgeschichte ist also geebnet.
Quelle: Mittelbadische Presse, Autor: Marcus Hug
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